Framerate und Licht bei Slow Motion Drehs

Slow Motion für kleinere Budgets: Die Frage nach der Framerate und wieviel Licht benötigt man

In diesem Blogpost behandeln wir zwei wichtige Fragen rund um das Thema Slow Motion:

  • Reicht meine maximale Framerate aus, um wirkungsvolle Bilder zu erhalten?

  • Wieviel Licht braucht man für Slow Motion?

In den letzten Jahren haben sich die Slow Motion Fähigkeiten von Kameras im unteren Profisegment deutlich entwickelt. In Full-HD bietet die Sony FS7 II 180 frames/sek, die Canon C300 MKII 120 f/s und die Blackmagic URSA Mini Pro G2 sogar 300 f/s. Jede hochwertige DSLM Kamera hat heutzutage eine Slow Motion Option die über 60 f/s hinausgeht. Dadurch ist eine Art Zwischensegment entstanden. All diese Kameras liefern in Slow Motion mittlerweile eine brauchbare Bildqualität ab, sodass die Aufnahmen durchaus für kommerzielle Projekte geeignet sind. Zwischen GoPro-Slow Motion und Phantom Flex Niveau sind damit für Filmemacher mit kleinen und mittleren Budgets neue Möglichkeiten entstanden.

Vor kurzem haben wir unser erstes Slow Motion Footage für einen Kunden aufgenommen. 120 f/s ist sicher für den ein oder anderen kein erst zunehmendes Slow Motion. Für ausgewählte Anwendungsfälle wirkt diese Framerate aber bereits.

Was ist der Vorteil dieses neuen Zwischensegments? Man braucht keine extra Ausbildung, eine hohe Tagesmiete für die Kamera und man muss kein „zertifizierter Operator“ sein. Genau hier liegt aber das Problem: Die mangelnde Erfahrung. Vor unserem Dreh hat uns u.a. folgende Frage beschäftigt:

  • Reicht unsere maximale Framerate aus?

Natürlich sieht eine Slow Motion Aufnahme mit höherer Framerate immer geiler aus. Doch auch Aufnahmen mit 60 f/s können bei geeigneten Szenen bereits wirken. Von entscheidender Bedeutung ist die Geschwindigkeit eures Hauptobjekts. Dies wollen wir Anhand von 3 Beispielen erläutern.

Beispiel 1: Kugel ins Wasserglas:

Die Kugel fällt durchschnittlich mit ca. 1,67 m/s Richtung Wasserglasschale. Diese Aufnahme haben wir mit 120 f/s gemacht. Folgende Rechnung ergibt (120 f/s) / (1,67 m/s) = ca. 72 f/m. Da unsere Fallstrecke aber nur ca. 0,5m lang ist, ergibt sich: 0,5m * 72 f/m = 36 frames. Damit haben wir ca. 36 frames vom Kugelfall bis diese aufs Wasser trifft. Bei einer Wiedergabegeschwindigkeit von 24 f/s, sollten wir also ca. 1,5 Sekunden Material vom Fall haben. Der Timecode bestätigt diese Vermutung.

Kennt man also die Durchschnittgeschwindigkeit, den Kameraausschnitt und die Abspielgeschwindigkeit, so lässt sich relativ leicht errechnen, wieviel Sekunden Material als Ergebnis herauskommen. So hat man einen Anhaltspunkt für die Beurteilung, ob die Framerate ausreichen wird.

Beispiel 2. Usain Bolt: 10,44 m/s

Laut Wikipedia ist die Durchschnittsgeschwindigkeit von Usain Bolt 10,44 m/s (Wikipedia). Möchte man den Zieleinlauf in Slow Motion festhalten stellt sich die Frage ob dieser überhaupt wirkt. Hierfür ist wichtig wieviel Distanz eurer Kameraabschnitt abdeckt. Nehmen wir mal an der Kameraausschnitt zeigt 3 m (2m vor dem Ziel und 1m nach dem Ziel). Hat man 120 f/s zur Verfügung, ergibt die Rechnung: (120 f/s) / (10,44 m/s) = 11,5 f/m (aufgerundet). Da euer Kameraausschnitt 3 m ist, ergibt sich = 11,5 f/m * 3m = 34,5 frames. D.h. auf eurer Kamera habt ihr 34,5 frames von Usain Bolt’s Zieleinlauf. Liegt die Wiedergabegeschwindigkeit bei 24 f/s, so ergeben sich ca. 1,4 Sekunden Material von dem Zieleinlauf. Vor allem im Vergleich zu einer Aufnahme mit normaler Framerate (bei 24 f/sec ergibt sich Material von ca. 0,29 Sekunden) kann so der Zieleinlauf deutlich besser festgehalten werden.

Beispiel 3: Kugelgeschwindigkeit 1000m/s.

Als drittes noch ein extremes Beispiel. 1000 m/s ist durchaus ein realistischer Wert für die Mündungsgeschwindigkeit einer Kugel. Mit einem Kameraausschnitt von 0,5 m und 300 f/s ist diese Aufnahme nicht wirklich sinnvoll. Es ergibt sich Material von genau 0,15 frames. Das entspricht bei einer Wiedergabegeschwindigkeit von 24 f/s ca. 0,00625 Sekunden. Hier kommt man also selbst mit der Ursa Mini Pro G2 nicht weit. Das ist ein klassischer Fall für „echte“ Highspeedkameras.